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Ein neuer Anfang: Wie ich meine Depression hinter mir lasse und wieder positiv durchstarte

Sie haben genug davon, in Ihrer eigenen kleinen Schlechte-Laune-Blase gefangen zu sein? Kein Problem, ich auch! Nachdem ich jahrelang mit Depressionen zu kämpfen hatte, habe ich nach einigen Depressionsepisoden endlich meinen Weg aus der Depression gefunden. Vielleicht helfen dir meine Erfahrungen, um für dich einen Weg zu finden.

Ich bin keine akademische Expertin, also weder Ärztin noch Therapeutin. Aber ich bin eine Expertin als Depressionspatientin. Es gibt sicher tausende von Gründen, warum man eine Depression bekommt. Eines haben aber alle Gründe gemeinsam: Es ist ein Ungleichgewicht zwischen Belastung und Entspannung. Oder auch ein Ungleichgewicht zwischen Nervenstress und Freude. Ich kenne deine Gründe für deine Depression nicht – daher schreibe ich hier über meine Depression und über die vielen unterschiedlichen Geschichten, die ich bei abertausenden Gesprächen mit Mitpatienten erfahren habe.

Meine erste Depression hatte ich schon als Kind. Ohne dafür Worte zu haben. Ich litt unter einer Art »Anderssein« als andere. Ich war viel allein und Außenseiterin. Das lag unter anderem daran, dass meine Mutter einen stadtbekannten Pädophilen geheiratet hatte und ich Missbrauch erleben musste. Gleichzeitig haben – völlig berechtigt (!) – die Eltern anderer Kinder mich und meine Familie als »schlechten Umgang« bezeichnet. Natürlich wollten diese Eltern ihre Kinder schützen. Aber das hatte ich als Kind nicht verstanden. Ich fühlte mich durch das ablehnende Verhalten als »schlechter Mensch«. Wer sich als schlechter Mensch fühlt, geht schlecht mit sich um. Man fühlt sich in einer Grundschuld gefangen. So ging es auch mir. Ich dachte, ich würde mit der erlebten Gewalt und Ablehnung bestraft, weil ich ein schlechter Mensch sei. Ich dachte auch, dass Missbrauch alle Kinder erleben. Heute kann ich darüber berichten, weil viele Jahre vergangen sind und ich das Glück hatte, irgendwann auf gute Therapeuten traf, die mir professionell helfen konnten.

Mein Grundthema für die Depression war »Schuld« – die pure Schuld des Seins. Ich bemühte mich, von meiner Mutter als liebenswert angenommen zu werden. Schließlich hatte sie mir von klein auf gesagt, dass ich der Scheidungsgrund gewesen sei. Mein leiblicher Vater hätte mich nicht gewollt. Und nun war sie alleinerziehend und ich war schuld daran. Ich fühlte mich ungewollt. Und sehnte mich – wie jedes Kind – nach der bedingungslosen Liebe der Eltern. Von meiner Mutter bekam ich diese Liebe nicht. Egal, wie sehr ich mich auch bemühte.

Später übertrug ich das auf anderen Menschen und ich tat alles, um »nützlich« zu sein. Ich übernahm jede ungeliebte Aufgabe. Selbst dann, wenn ich mich erschöpft fühlte. »Erst kommt die Pflicht, dann das Vergnügen.«, war einer dieser Sätze, die mich davon abhielten, auch einmal an mich zu denken.

Viele Jahre von diesem Ungleichgewicht viele Stunden Pflichtarbeiten zu wenig schönen Stunden der Erholung laugten mich aus.

Achtzig Prozent sind genug!

In einer Reha meinte eine Therapeutin in einer Gruppensitzung: »Achtzig Prozent sind genug. Man muss nicht einhundertundzehn Prozent leisten.«

Was bedeutet das? Nun, die fehlenden zwanzig Prozent sagen aus: Du musst nicht perfekt sein. Deine Leistung muss nicht völlig fehlerfrei sein. Du bist ein Mensch und Menschen machen Fehler. Runter mit dem hohen Anspruch an dich selbst.

Sich selbst anzunehmen mit allen Fehlern, die man tut, ist aus meiner Sicht eines der verschiedenen Schlüssel-Tricks für den Weg zu einem schöneren Leben ohne Depression. Vor meinen Therapien hatte ich nie genug geleistet. Ich sah immer nur die Dinge, die schief liefen und bei denen ich nicht genug geschafft hatte. Ich habe mich selbst als den Verlierer des Universums behandelt.

Heute habe ich eine tägliche To-Do-Liste mit den drei wichtigsten Tagesaufgaben und wenn ich die erledigt habe, ist alles prima. Sollte ich mehr Aufgaben erledigen, ist jede Zusatzaufgabe ein »Kann« und kein »Muss«. Und sobald ich die drei Tagesaufgaben erledigt habe, kann ich mich heute feiern.

Diese Veränderung vom »sich selbst schlecht behandeln« zum »sich feiern« ist ein Prozess. Erwarte nicht, dass du deine Gedankenwelt und Verhaltensmuster innerhalb einer Woche verändern kannst. Aus einer Depression herauszufinden ist Arbeit. Aber: Diese Arbeit lohnt sich.

Psychopharmaka oder ohne Medikamente?

Ich tat mich mit der Einnahme von Psychopharmaka schwer. Vor allem, weil ich zu Beginn meines Therapieweges auf Therapeuten und Neurologen traf, die – so empfand ich es zumindest – Druck auf mich ausüben wollten, Psychopharmaka einzunehmen. Ich hatte Angst, dass ich damit die Kontrolle verlieren würde. Ich hatte auch Angst, abhängig zu werden. Vielleicht hast du auch solche Ängste? Lasse dich beraten. Es gibt heutzutage gute Wege. Und bedenke immer: Ob du Medikamente einnimmst, ist deine Entscheidung. Niemand kann dich dazu zwingen!

Ich hatte erst bei meiner vierten Therapie den Wunsch, Medikamente zur Unterstützung zu erhalten. Ich wusste, dass mir eine schwere Zeit mit Existenzängsten bevorstand und ich wollte nicht völlig abstürzen. Als das Psychopharmaka eingeschlichen wurde, merkte ich nach ungefähr vier Wochen, dass sich mein Zustand stabilisierte und ich nicht mehr so stark unter Ängsten litt. Dennoch hatte ich die volle Kontrolle über mein Leben. Das war also eine wirklich positive Erfahrung. Es tat gut. Nachteilig war, dass ich mit erhöhtem Blutdruck reagierte. Daher musste ich auch den Blutdruck mit Medikamenten wieder gut einstellen lassen. Dennoch überwogen für mich die Vorteile.

Tipp: Wenn du Psychopharmaka einnimmst, dann lasse mal den Blutdruck kontrollieren. Bluthochdruck tut nicht weh und daher wird es häufig übersehen.

Mein Plan, um endgültig aus der Depression herauszukommen:

Ich hatte durch die Therapie erkannt, dass meine Depression durch meine schlechten Gedanken über mich selbst schleichend entstanden war. Diese schlechten Gedanken hatten negative Verhaltensweisen entstehen lassen: Leuten in den Hintern kriechen und alles Mögliche an Aufgaben zu übernehmen, damit ich als liebenswert angesehen würde. Eigentlich war ich für viele, die mich ausnutzten, nur nützlich. Ich sehnte mich so sehr nach der Liebe, dass ich ein falsches (ausnützendes) Lächeln nicht von Herzlichkeit unterscheiden konnte.

Ich habe dies auch bei vielen Mitpatienten berichtet bekommen – scheinbar ist dieses Sehnen nach Liebe von anderen bei vielen Depressionspatienten ein Thema.

Liebe dich selbst, dann wirst du geliebt.

Stelle dir mal vor, ein Verkäufer wollte dir schlechte Äpfel verkaufen: »Schön vergammelte Äpfel«. Würdest du davon haben wollen?

Gleichzeitig ist es schwer, die ehrlichen, herzlichen Signale zu empfangen, wenn man sich selbst scheiße findet. Die Antennen sind nicht für positive, gute Botschaften empfangsbereit. Das ist wirklich vertrackt: Man sehnt sich danach, geliebt zu werden und gleichzeitig erwartet man nur, abgelehnt zu werden, weil man sich selbst ja auch scheiße findet.

Eine Therapeutin meinte in einem Vortrag: »Gehen Sie gut mit sich selbst um. Seien Sie nett zu dem Menschen, der sie bis zum Schluss begleitet.« Da ist was dran. Schließlich wird am Sterbebett auch kein Arbeitskollege, kein Chef, kein Nachbar usw. uns das Sterben abnehmen und für uns sterben. Warum sollten wir also mit einem Chef, Arbeitskollegen oder Nachbarn besser umgehen als mit uns selbst?

Ich bin die Hauptperson in meinem Leben. In meinem Lebensfilm.

Und verdammt: Ich will ein schönes Leben. Ich bin schließlich nur einmal da. Mein Leben ist endlich. Jede Sekunde zählt.

Puh! Ich merke, dass das Schreiben bei aller Freude auch anstrengend ist. Daher mache ich jetzt Pause und schreibe ein anderes Mal weiter.
Ich hoffe, dir helfen meine ersten Gedanken und Tipps. Übrigens: Ich freue mich über freundliche Kommentare. 😉

 

Ich war hier: Dortmund-Wellinghofen

 

Menno, hör‘ mir doch mal zu!

Ich ziehe mich gerade wieder an den Haaren hoch!

Heute fühlt sich mein Herz ganz schwer

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